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Nach wie vor ist der Forstsektor ein wichtiger Wirtschaftstreiber. Seit 1948 geht der globale Waldbestand jedoch stetig zurück. Doch es existieren bereits Denkmodelle zur Bekämpfung der Waldzerstörung.
Tief waren die Sorgenfalten der Umweltschützer Anfang der 1980er-Jahre. Die Angst vor dem „Waldsterben“, also einer großflächigen Schädigung des Waldes, trieb besonders jene in der DACH-Region auf die Straße. „Saurer Regen über Deutschland. Der Wald stirbt“, titelte etwa das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel damals. „Die ersten großen Wälder werden schon in den nächsten fünf Jahren sterben. Sie sind nicht mehr zu retten“, prophezeite Bernhard Ulrich, verstorbener Professor für forstliche Bodenkunde und Waldernährung in Göttingen bereits 1981. Verantwortlich dafür machte man besonders die Luftverschmutzung. Umweltschützer, Politiker, sie alle waren sich einig: Das Ökosystem darf nicht sterben. Nach Expertenmeinungen blieb das Waldsterben aber in weiter Folge – zumindest in Deutschland – aus. Der wissenschaftliche Beirat des Europäischen Forschungsinstituts erklärte etwa 1996 in einer Studie, dass sich das Wachstum der Wälder in Europa beschleunige.
Derartige Entwicklungen führten auch in der Science-Fiction-Welt zu kuriosen Denkmodellen. Im Film „Silent Running“ (1972) ist die Natur auf der Erde nahezu komplett zerstört. Die Menschheit sucht ihr Heil – wie so oft in derartigen futuristischen Erzählungen – in der Flucht ins Weltall. In mehreren Raumschiffen sollen die letzten verbliebenen Wälder unter riesigen Glaskuppeln erhalten werden, um in Zukunft möglicherweise auf die Erde zurückkehren zu können.
Diese dystopische Vorstellung ist bis heute weiterhin nicht erreicht. Dennoch gibt der globale Ist-Zustand zu Denken. Ein Bericht des WWF (World Wide Fund For Nature) Deutschland und Schweiz verrät dabei die Tragweite der Waldzerstörung: Laut der darin zitierten Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) bilden Wälder die Lebensgrundlage für rund 1,6 Milliarden Menschen, also ein Viertel der Weltbevölkerung. Ökonomisch betrachtet arbeiteten 2006 fast 14 Millionen Menschen im Forstsektor, knapp vier Millionen davon in der Forstwirtschaft, die restlichen zehn Millionen in der Holz- und Papierindustrie. Stand 2017 waren es 13,2 Millionen Beschäftigte, die 5.000 verschiedene Arten von Holzprodukten herstellen (Quelle: Weltbank). Jährlich wird im Forstsektor eine Bruttowertschöpfung von mehr als 600 Milliarden US-$ erwirtschaftet.
Was die Zerstörung bzw. Übernutzung der Wälder betrifft, fällt der Befund ernüchternd aus: Vor 8.000 Jahren, also nach der letzten Eiszeit, bildeten Wälder eine Gesamtfläche von 62 Millionen Quadratkilometer. Bis 2011 schrumpften diese auf rund 40 Millionen Quadratkilometer. Zum Vergleich: Die Fläche Russlands beträgt etwa 20 Millionen Quadratkilometer. Aber wie stellen sich diese Entwicklungen in den verschiedenen Regionen in den letzten Jahrzehnten dar?
Um das Waldsterben besser abzufangen, treibt es Menschen heutzutage zwar (noch) nicht in den Weltraum. Futuristische Pläne wie in „Silent Running“ gab es aber schon: So berichtete Der Spiegel 2007, dass die US-Weltraumagentur Nasa plant, Bäume auf dem Mars zu pflanzen. „Es ist möglich, dass es in 100 Jahren auf dem Mars Bäume gibt“, sagte Christopher McKay des Nasa Ames Research Center in Kalifornien. Dies sei ein erster Schritt dahingehend, auch Menschen auf den Mars zu bringen. Wie bereits in unserem Utopia-Artikel beschrieben, bietet der vierte Planet im Sonnensystem – gemessen am Abstand zur Sonne – durchaus Bedingungen, die ein dortiges Leben ermöglich würden.
- Die Oberfläche des Mars beträgt rund 28 Prozent jener der Erde – die Landflächen der Erde bedecken 29 Prozent des Planeten.
- Zudem besitzt der Mars eine Atmosphäre, die zwar deutlich dünner als die der Erde ist, aber dennoch einen gewissen Schutz vor der Sonnen- und kosmischen Strahlung bietet.
- Und, am allerwichtigsten: Jüngste NASA-Missionen bestätigten, dass Wassereis auf dem Mars existiert, was die Grundlage des Lebens auch auf dem neuen Planeten ermöglichen würde.
Die Kosten für eine Mars-Kolonialisierung sind aber derzeit noch astronomisch hoch. Elon Musk, prominenter Verfechter solcher Pläne, rechnete diese „optimistisch geschätzt“ auf zehn Milliarden US-$ – pro Person, wohlgemerkt. Zudem gestaltet sich auch ein effizienter Transport per Raumschiff heute schwierig. Nicht nur hinter einer Baumbepflanzung am roten Planeten steht also mehr als ein Fragezeichen.
Im WWF-Report werden jedoch auch handfeste Maßnahmen beschrieben. So sind Schutzgebiete „eines der wichtigsten Werkzeuge“ um die verbliebenen Naturwälder zu erhalten. Tier- und Pflanzenarten könnten sich ungestört entwickeln und würden menschliche Eingriffe in diesen Gebieten begrenzen. In Zusammenhang damit sei eine verantwortungsvolle und nachhaltige Waldnutzung das Um und Auf für den zukünftigen Artenbestand. Damit ist aber mehr gemeint, als für jeden gefällten Baum einen neuen nachzupflanzen. Vielmehr wird ein gesamtheitlicherer Ansatz gefordert: alle ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionen eines Waldes sollten erhalten bleiben.
Eine größere Konsequenz versprechen juristische Regularien. Denn der illegale Holzeinschlag bzw. Handel mit Holz aus illegalen Quellen sind laut der Europäischen Union Hauptursachen für die Waldzerstörung. Zwischen 2010 und 2012 wurden drei EU-Verordnungen als Teil eines Maßnahmenpaketes gegen den Import von Holz aus illegalem Holzeinschlag beschlossen. In Umsetzung dessen erging etwa in Österreich das Holzhandelsüberwachungsgesetz (HolzHÜG), welches unter anderem die Überwachung und Kontrolle von Holzlieferungen betrifft.
Lässt sich also nur hoffen, dass wir unsere Fahrt ins Weltall aus freien Stücken begehen dürfen – und nicht, weil auf der Erde kein Leben mehr möglich ist.
Illustrationen: Valentin Berger