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Ein Roboter, der fühlt, denkt und interagiert. Das ist das Ziel von Hanson Robotics. In Hongkong forscht man eifrig daran, künstliche Intelligenz (KI) zu erschaffen.
Selbst Schöpfer sein. Das ist wohl die Antwort auf die Frage, warum einer der Hauptcharaktere in Alex Garlands „Ex Machina“ von 2014, Nathan, die Isolation eines Hauses in einem eigenen Reservat wählt, um dort zu leben. Der Gründer der Internet-Suchmaschine Blue Book nennt seine Schöpfung Ava: ein weiblicher, intelligenter Roboter. Caleb, einer von Nathans Mitarbeitern, soll mit Ava den Turing-Test (Verfahren, ob eine Maschine ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen hat; Anm.) machen und prüfen, ob sie ihn besteht. Ava ist eine künstliche Intelligenz, die sich selbst ständig weiterentwickelt. Soweit das futuristische Science-Fiction-Szenario – aber nicht alles daran ist Science-Fiction. Ava gibt es wirklich: „Wir mussten den Namen von Ava auf Sophia ändern. Ava hatte ein zu schlechtes Image in Ex Machina“, sagt Ben Goertzel, führender Wissenschafter bei Hanson Robotics und Erschaffer von Sophia, als wir ihn in Portugal treffen.
Ava, aus "Ex-Machina" spricht wie ein Mensch, bewegt sich wie ein Mensch und interagiert auch überaus menschlich. Der Blick auf ihr Gesicht und auf die von künstlicher Haut überzogenen Stellen lässt vergessen, dass sie eine Kombination aus Hard- und Softwarekomponenten ist. Bei Sophia hingegen fehlt zurzeit noch ein Körper – sie hat ein Gesicht und Arme. Die Motoren unter ihrer Haut aus „Frubber“ (flesh rubber) und in ihrem Kopf können 62 Gesichtsausdrücke mimen. Außerdem kann sie Geräusche und Sprache wahrnehmen. Sie soll auch die gleichen Fähigkeiten, wie zum Beispiel Empathie, wie ein Mensch haben.
Wir wollen Sophia so kreativ und fähig wie einen Menschen machen. (David Hanson)
Demo-Videos zeigen aber, dass es – neben allem, was Hansons KIs schon können – doch noch holpert. Nicht nur bei der Mimik, auch die von Hanson angepriesene Fähigkeit, Augenkontakt herzustellen, funktioniert nur stellenweise. Interviews mit den Robotern muten anstrengend an, ein Turing-Test ist undenkbar. Von Ex Machinas Ava ist die heutige Realität also noch weit weg. Wenngleich die Auftritte der Roboter wohl eher noch als Marketinggag einzustufen sind; das Unternehmen hat große Ziele: „Wir wollen Sophia so kreativ und fähig wie einen Menschen machen“, so Hanson Robotics-Gründer David Hanson, „eine empathische und freundliche KI mit Mimik, Gestik, fähig zur Interaktion mit Menschen und mit einer eigenen Persönlichkeit.“ Selbst lieben soll sie können.
Daran arbeitet Ben Goertzel zurzeit. Er forscht an einer Open-Source-Plattform zur „Artificial General Intelligence“, also daran, das notwendige Wissen und Verstehen zu geben, denn momentan sei ein dreijähriges Kleinkind intelligenter als Sophia, so der Wissenschafter. Goertzel sieht Sophia als Beginn einer neuen Generation künstlicher Intelligenz – die das größte derzeitige Problem hinter sich lassen soll: das fehlende umfassende Grundverständnis von der Welt und nicht nur die Fähigkeit, isolierte Fragestellungen zu bearbeiten. „Damit beschäftigen sich zurzeit die meisten Entwickler – eine KI für ein abgegrenztes Problem zu programmieren, anstatt eine Intelligenz mit Geist und Verstand.“
Ein paar Dutzend Sophias 2017
Der Forscher bearbeitet dieses seiner Meinung nach größte Manko im Feld der künstlichen Intelligenz mit einem eigenen Projekt. „Das ist wahrlich schwierig. KIs fehlt momentan das kontextuelle Verstehen von Situationen und Problemen, mit denen sie konfrontiert sind. Tätigkeiten, die kontextuelles Verstehen benötigen, werden übrigens auch weiterhin von Menschen ausgeführt werden“, so Goertzel. „Die größte Herausforderung ist“, so Goertzel weiter, „dass Grundverständnis weder aufgeschrieben noch in einem Format vorhanden ist, das eine Software erfassen kann. Es gab Unternehmen wie Cyc, die 20 Jahre lang eine KI mit Millionen an Fakten gefüttert haben, wie etwa ‚Wasser ist nass‘. Nur haben sie nicht einmal an der Oberfläche gekratzt.“
Anfragen aus der Industrie hat man bei Hanson Robotics nach eigenen Angaben viele – ein paar Dutzend Sophias will man im Jahr 2017 ausliefern. Über den Preis sprechen die Forscher allerdings nicht. Für sie ist klar: Sophia wird eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft einnehmen und den Menschen von repetitiven, wenig anspruchsvollen Tätigkeiten befreien. Roboter wie Sophia werden auch Einsatz in der Unterstützung der Menschen finden, wie in der Umsorgung Älterer, Kindern oder bei Tätigkeiten im Haushalt.