• Med-Tech

Früh erkannt

Noch immer bereiten gewisse Krankheiten der modernen Medizin Kopfzerbrechen. Besonders bei frühzeitiger Krebsdiagnose wird nach wie vor nach einem Allheilmittel gesucht. Erste Schritte in diese Richtung gibt es bereits.

Es kann so einfach sein. Im Film „Prometheus“ werden die Menschen in einer zukünftigen Welt mit voll automatisierten Gesundheitsmaschinen behandelt. Jede erdenkliche Krankheit kann diagnostiziert und therapiert werden, operative Eingriffe sind autonom möglich. Vom Gesundheitscheck bis zur Behandlung sind alle Schritte kombiniert – die Effizienz ist am Maximum. Derartige Maschinen sind in der Realität noch nicht entwickelt. Dennoch gibt es medizinische Entwicklungen, die in Zukunft eine Revolution bedeuten könnten.

Das Potenzial ist jedenfalls groß: Der Forschungsbericht „Personalized Medicine, Targeted Therapeutics and Companion Diagnostic Market to 2019 – Strategic Analysis of Industry Trends, Technologies, Participants, and Environment“ geht davon aus, dass der personalisierte Medizinmarkt bis 2020 149 Milliarden US-$ groß sein wird – bei Wachstumsraten von 8,7 Prozent. Dieser Markt wird dominiert von der Onkologie sowie von der Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf- und Infektionskrankheiten.

Das israelische Unternehmen Nano Retina hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, blinden Menschen das Sehvermögen zurückzugeben. Entwickelt wird zu diesem Zweck eine bionische Netzhaut: Diese verbindet verschiedene Komponenten in einem winzigen, flachen Implantat – so groß wie der Fingernagel eines Kindes. Investoren sind unter anderem Rainbow Medical, Zyvex Labs und Docor. Erste handfeste Ergebnisse stehen noch aus.

Charles Marmar, Vorsitzender der Abteilung für Psychiatrie an der New York University Langone Medical Center, und sein Team haben in einer fünfjährigen Studie Stimmbeispiele von Veteranen gesammelt. Dabei wurden Stimmbilder wie Tonhöhe, Rhythmus und Geschwindigkeit analysiert, um traumatische Hirnverletzungen, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen zu erkennen. Davon erhofft man sich in Zukunft genauere medizinische und psychiatrische Diagnosen.

Es klingt nach dem heiligen Gral der Krebserkennung: Mittels eines einzigen Bluttests sollen Krebserkrankungen frühzeitig sichtbar gemacht werden – und dies sowohl für Menschen, die bislang nicht an Krebs erkrankt sind, als auch für solche, die bereits daran litten. Hinter der Idee stecken mehrere namhafte US-Unternehmer: Amazon-Chef Jeff Bezos, Microsoft-Gründer Bill Gates und das 24 Milliarden US-$ schwere Biotech-Unternehmen Illumina. Der Name ist übrigens Programm: GRAIL (Gral; Anm.) heißt das Start-up, das die Pläne in die Tat umsetzen soll. Erste Studien gibt es bereits, der Nutzen ist aber noch nicht bewiesen.

Das Unternehmen SetPoint Medical mit Sitz im kalifornischen Santa Clarita befindet sich in der frühklinischen Phase: Mittels bioelektrischen Geräten sollen Patienten mit entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn und rheumatoider Arthritis behandelt werden – das soll Kosten gegenüber medikamentöser Behandlung und biologischen Lösungen sparen. Eine erste Studie zu rheumatoider Arthritis wurde erfolgreich abgeschlossen und in der Studie „Proceedings of the National Academy of Sciences in 2016“ veröffentlicht.

An der Hochschule École polytechnique de Lausanne wird an einer besonderen Prothese geforscht: Diese soll biokompatibel und biologisch abbaubar sein und somit zukünftig gar beschädigte Knochen im Körper ersetzen. Dies könnte bei Alterserkrankungen wie Osteoporose (Abnahme der Knochensubstanz; Anm.) hilfreich sein.

Illustrationen: Valentin Berger

Niklas Hintermayer,
Redakteur

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