• Mobility

Ab die Post

James Bond hob bereits in den 1960er-Jahren ab – und gab einen Einblick in die mögliche Zukunft der Mobilität. Doch was können Jetpacks und Ein-Mann-Hubschrauber heute tatsächlich schon?

Einen cooleren Auftritt gibt es wohl gar nicht. In einer rasanten Szene entkommt James Bond – gespielt von Sean Connery – in „Feuerball“ (1965) dem französischen Agenten Colonel Jacques Bouvar. Und das mit nichts Geringerem als einem Rocket-Belt, also einem Jetpack mit Düsenantrieb, der mit überhitztem Wasserdampf arbeitet. Die Geschwindigkeiten waren damals noch gering: Elf bis 16 km/h bei neun Metern Flughöhe. Gab Hollywood also die Initialzündung für eines der Fortbewegungsmittel der Zukunft? Jein. Erfunden wurde der Raketenrucksack nämlich schon früher – von Thomas Moore, der ihn gemeinsam mit dem deutschen Techniker Wernher von Braun entwickelte. 1961 hob Testpilot Harold Graham erstmals mit einem „Rocket-Belt“ ab.

Seither herrscht bei zahlreichen Unternehmen so einiges an Dynamik. Die Verfügbarkeit von Jetpacks am Markt fällt aber nach wie vor gering aus. Das neuseeländische Unternehmen Martin Aircraft beansprucht zwar für sich, den ersten kommerziellen Düsenrucksack „Martin Jetpack“ anzubieten. Gesteuert wird der mittels Benzin angetriebene Jetpack über Joystick und Touchscreen – bei Höchstgeschwindigkeiten von über 70 km/h, einer Höhe von 1.000 Metern und einer Reisezeit von 30 Minuten. Vorerst wird das Ultraleichtflugzeug aber nur für Rettungskräfte eingesetzt, in einer weiteren Stufe ist es auch für andere Kunden geplant. So hat etwa die Feuerwehr in Dubai nach Medienangaben bereits Vorverträge unterschrieben – bei Bränden soll diese mit der Technologie besser in Hochhäuser gelangen. Doch welche Modelle gibt es noch?

Auch das kalifornische Unternehmen Jetpack Aviation bietet nach eigenen Angaben einen kommerziellen Jetpack an. Die Entwicklungen der „JB“-Reihe lehnen sich stark an James Bond an. Die „Gehirne“ von Jetpack Aviation sind CEO und Testpilot David Mayman sowie Chefdesigner Nelson Tyler. Zweiterer gewann für seine Beteiligung am James-Bond-Film „Der Spion, der mich liebte“ (1977) einen „Technical Achievement Award“. Jetpack Aviation arbeitet seit über 40 Jahren an seinen Produkten. Den ersten Testflug mit einem „JB-9“ unternahm Mayman im November 2015 vor New York – rund um die Freiheitsstatute. Weitere in Los Angeles, London und Monaco folgten. Die Unternehmer hoffen, dass eine elektrische Version des Jetpacks 2019 zum Preis von fast 200.000 £ erhältlich sein wird.

Der neueste Prototyp von Jetpack Aviation ist „JB-10“. Dieses Modell wird über zwei Treibstoff-Turbinen angetrieben und nicht, wie frühere Modelle in den 1960er-Jahren, mittels eines Wasserstoffperoxid-Antriebes. Der Pilot steuert das Fluggerät mit zwei Joysticks. Die Geschwindigkeit soll bis zu 160 km/h betragen, die Steuerung bis in eine Höhe von 3.000 Metern möglich sein. Bei der Dauer hat jedoch der „Martin Jetpack“ die Nase vorne: Je nach Körpergewicht des Piloten reicht die Tankfüllung des JB-10 für fünf bis zehn Minuten. Über den Preis herrscht von Seiten des Unternehmens noch Stillschweigen.

Auch mit einem anderen Fortbewegungsmittel hob James Bond in den 1960er-Jahren in die Lüfte ab. Dieses war der geheime Star im Film „Man lebt nur zweimal“ (1967). Als „Little Nellie“ Sean Connery durch die Lüfte beförderte, lieferte sich der Geheimagent spektakuläre Schussduelle mit seinen erbitterten Gegnern. Kein Problem für Little Nellie: Der Ein-Mann-Traghubschrauber war mit Maschinengewehren, Raketen- und Flammenwerfen sowie einer Nebelmaschine ausgestattet. Wendig war er noch dazu: Das Fluggefährt war nur rund 3,4 Meter lang, bei einem Gewicht von weniger als 115 Kilogramm, aber einer satten Geschwindigkeit von 210 km/h. Ursprünglich basiert der Helikopter auf dem Modell „Wallis WA-116 Agile“ – dieses wurde vom ehemaligen Air Force Wing Commander Ken Wallis in den 1960er-Jahren entwickelt.

Fast 50 Jahre nach den Einsätzen von James Bond kommen die heutigen technologischen Entwicklungen „Little Nellie“ bereits nahe. 2012 kündigte das japanische Unternehmen Hirobo an, einen Ein-Personen-Hubschrauber auf den Markt bringen zu wollen. Das Modell „HX-1“ wird mittels elektronischem Antrieb in die Lüfte gehoben, bis zu einer halben Stunde soll sich der Helikopter dort halten können. Die Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h fallen ähnlich wie bei den erwähnten Jetpacks aus. Ebenfalls 2012 kündigte Hirobo an, dafür eine Gesamtinvestition von 125 Millionen US-$ tätigen zu wollen. Anders als bei James Bond soll dieser vorrangig für den Rettungsdienst eingesetzt werden – etwa bei der Suche nach vermissten Personen. Kostenpunkt: 350.000 US-$. Was aber vorher noch ansteht: Flugzulassung, Markteinführung. Wir dürfen also gespannt sein, ob schon bald Ein-Mann-Hubschrauber – und Jetpacks – über den Städten schweben.

Niklas Hintermayer,
Redakteur

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